Zwischen Bohrmaschine, Staubsauger und Schleifmaschine ist im Werbeprospekt das Bild des doppelwandigen Waffenschrankes aus Stahl. Drei Gewehre sind abgebildet, zwei weitere könnten hinein gestellt werden. Sie sparen 150.–, heisst es im roten Balken mit weissen Buchstaben. Ein Schnäppchen nicht nur für rot-weisse Patrioten, sondern für Waffenliebhaber überhaupt. Ist das Bedürfnis nach solchen Schränken schon vorhanden oder soll es mit diesem Prospekt geweckt werden? Ich weiss es nicht. Spass beim Heimwerken, so steht es in fetten Buchstaben auf der Frontseite der Werbezeitung. Spass beim Heimwerken! Mit Waffenschrank und ein paar Gewehren.
Während zwanzig Jahren hatte ich als Dienstleistender der Schweizer Armee ein Gewehr zu Hause. Einen Waffenschrank hatte ich nie. Mehr als diese Waffe wollte ich nie. Und dankbar war ich, als ich die Waffe nach all den Jahren zurückgeben konnte, ohne den geringsten Schaden damit angerichtet zu haben. Und so frage ich mich heute: Warum soll der Durchschnittskonsument in diesem Land nun plötzlich einen Waffenschrank anschaffen? Ist das Land in Gefahr? Ist das Wohlstandsland Schweiz sogar ein Ort des Schreckens geworden? Braucht es die Heimwerker an den Waffen? Ist ein Putsch in Vorbereitung? Im Land der vielen Konsumenten und User bricht die Revolution wohl erst dann aus, wenn die Party zu Ende geht und der masslose Konsum zusammen bricht. Geht es um Sicherheit? Je mehr Waffen im Schrank, desto grösser das Sicherheitsgefühl? Oder sind all die Heimwerker zugleich Sportschützen? Schiessen als Hobby, jenseits von Revolution, Terror und Selbsthilfe?
Ich weiss es nicht. Doch weiss ich: Sicherheit kommt von wachen, selbstsicheren, starken und zugleich liebevollen Menschen. Sicherheit hat mit Bindung und Verbindung zu tun, himmlisch und irdisch. Sicherheit hat mit Lassen und Verlässlichkeit zu tun. Sicherheit wird erlebbar, wo Gemeinschaft lebt. Und Gemeinschaft lebt, wo Solidarität lebendig ist. Davon braucht es mehr. Dann braucht es weniger Waffen und auch keine Waffenschränke für Heimwerker. Schliesslich gibt es noch die Waffen und Waffenschränke der Armee. Und der Polizei. Dort sind sie hoffentlich in den richtigen Händen.
Like! Ins Schwarze getroffen. Freu mich auf weitere Produkte aus der Textbeckerei.