16 Millionen Nerztiere sollen in Dänemark getötet werden. Vorzeitig. Wegen Corona-Mutation. Allerdings wären sie auch ohne diese Mutation getötet worden. Schliesslich handelt es sich um Nutztiere in Massentierhaltung. Zucht und Tötung der Tiere im Dienste menschlicher Eitelkeit.
In der Schweiz werden jährlich 3 MIllionen männliche Eintagsküken getötet. In Deutschland sind es 45 Millionen jährlich, in der EU weit über 300 Millionen jährlich. Geschreddert oder vergast. Tiere als Abfallprodukte im Dienste menschlicher Ernährung.
Das sind wenige fragmentarische Zahlen aus der grossen Massentierhaltungs-Tötungsmaschinerie. Sie sind Teil unserer Normalität, einer erschreckenden Normalität.
Wenn wir also in Corona-Zeiten zurück zur Normalität wollen, dann müssten wir vielleicht endlich beginnen, darüber zu reden, welche Normalität wir denn genau meinen. Reden wir von Party bis zum Umfallen, von Billigstfliegerei rund um den Globus? Wovon reden wir eigentlich? Ist dann diese seelenlose Massentierhaltung in der Normalität eingeschlossen? In seinem Buch „Seuchen“, erschienen 2018, schreibt der Wissenschaftsjournalist Kai Kupferschmidt:
„Nur weil Fledermäuse gefährliche Erreger tragen, heisst das nicht, dass es zum Ausbruch kommen muss. Lediglich wenn der Mensch immer weiter in den Lebensraum dieser Tiere eindringt, sie verscheucht und verzehrt, kann es zu jenen schicksalshaften Begegnungen kommen, bei denen einer dieser Erreger auf den Menschen überspringt. Wer die nächste Epidemie verhindern will, der sollte vielleicht damit anfangen, für Umweltschutz zu werben. Auch die Bedingungen, unter denen zahllose Tiere in riesigen Anlagen zusammengepfercht werden, erhöhen das Risiko, dass neue Seuchen entstehen oder alte auf den Menschen überspringen.“
Wir sind Teil eines unendlich vernetzten Systems und handeln naturentfremdet und völlig selbstzerstörerisch, wenn wir die Tiere nicht mit Respekt und Wertschätzung behandeln. Wir müssen wilde Tiere besser schützen und Nutztiere besser behandeln und diese Ausbeutung beenden. Dann sind auch wir besser geschützt.
Wir handeln unglaublich arrogant: Das Leben auf unserem wunderbaren blauen Planeten hat sich über Milliarden von Jahren ohne den Menschen entwickelt und es gibt keinen einzigen Platz auf der Erde, an dem die Tiere nicht vor uns da waren. Darüber hinaus leben Tiere unmittelbar, ganz im Hier und Jetzt. Ganz im Gegensatz zu uns modernen Wohlstandsmenschen, die wir dauernd um unsere Balance ringen müssen, immer gefährdet, verkopft und entseelt, uns entweder in der Vergangenheit oder in der Zukunft aufzuhalten.
Wir Menschen sind schon seltsame Wesen: Ohne intensive Übung schaffen wir es nicht, eine halbe Stunde lang einfach nur still zu sitzen und dem Atem zu folgen, also ganz gegenwärtig zu sein. Eigentlich könnten wir Gegenwärtigkeit und Unmittelbarkeit von den Tieren lernen, anstatt sie als Haustiere zu verwöhnen und als Nutztiere zu verspeisen.