CHF 1000’000’000’000

Das Vermögen sämtlicher Schweizer Pensionskassen beträgt aktuell rund CHF 1000’000’000’000. Das sind CHF 1000 Milliarden oder eine Billion! Es scheint, als ob das Sparen in unserem Land grenzenlos sei und dies bei gleichzeitiger Verschuldung, sind doch beispielsweise rund 50% der Autos auf unseren Strassen Leasing-Fahrzeuge. Allerdings ist das Sparen eine schweizerische Tugend, die längst vor dem 1985 gesetztlich verordneten Zwangssparen, mit der Einführung der Beruflichen Vorsorge (BVG), eingesetzt hat. In den Sechzigerjahren gab es beispielsweise in unserem Dorf die Einnehmerei der Bank in Reinach. Man hob kein Geld ab, man sparte. Der Lohn wurde bar ausbezahlt und wenn etwas übrig blieb, dann brachte man es zur Einnehmerei.

Wenige Menschen interessieren sich für ihre Pensionkasse. Sie sind zwangsversichert über den Arbeitgeber, eine Pensionskassenwahl gibt es nicht. Die Arbeitgeber wählen, welcher Kasse sie sich anschliessen wollen. Damit entscheiden sie auch über Philosophie und Strategie, über Nachhaltigkeit und Ethik der Anlagen.

Selbständigen ist es freigestellt, wie sie ihre Vorsorge organisieren. Wenig bekannt ist, dass auch sie – auf freiwilliger Basis – sich einer Vorsorgestiftung anschliessen können. Eine solche Stiftung ist die CoOpera Sammelstiftung PUK. Davon handelt das hier besprochene Buch von Matthias Wiesmann. Der Autor ist, wie kein zweiter befähigt, zu schildern, was es heisst als kleine Sammelstiftung (Bilanzsumme rund CHF 1 Milliarde), mit dem angesparten Geld nachhaltig und kreativ – mittels Direktinvestitionen in die Realwirtschaft – wünschbare Entwicklungen anzuschieben und zu fördern, ohne die eigenen Renditeverpflichtungen zu vernachlässigen. Wiesmann war unter anderem Unternehmensgründer und Pionier im Bio-Grosshandel und Mitbegründer der CoOpera Sammelstiftung PUK sowie langjähriges Stiftungsratsmitglied.

Der Autor breitet in seinem Buch gleich auf mehreren Ebenen einen eindrücklichen Fundus an Wissen und Erfahrung aus: Historisches, Versicherungstechnisches, Unternehmerisches, Gesellschaftliches, Menschliches und Allzumenschliches, alles ist verwoben zu einem mycelartigen Netz, welches die ganze Gesellschaft und Volkswirtschaft durchdringt. So erfährt man zum Beispiel, dass die Grundlage für das BVG 1972 in der Bundesverfassung verankert wurde und der Bundesrat damals versprochen hatte, das Ausführungsgesetz 1975 in Kraft zu setzen. Tatsächlich ist dies – nach unendlich scheinenden parlamentarischen Auseinandersetzungen – allerdings erst 1985 erfolgt! Auch bekommt die Leserin, der Leser durch die Insider-Schilderungen des Autors eine Ahnung, was es heisst, unternehmerisch prozesshaft und als lernende Organisation unterwegs zu sein. Gerade dieser Aspekt macht das Buch für alle diejenigen lesenswert, die prozess- und entwicklungsorientiert arbeiten.

Matthias Wiesmann
Mit Vorsorgekapital anders umgehen
Die CoOpera setzt auf Realwirtschaft
Futurum-Verlag, Basel
1. Auflage 2020